Sonntag, 9. September 2012

Wirtschaftspresse - Legendenbildung statt Lerneffekte

Ich finde es bedauerlich, dass in den Wirtschaftsredaktionen der Verlage, trotz 5 Jahren Krise, so gut wie kein Lerneffekt zu sehen ist. Weder hat man sich die Mühe gemacht, die Krise, und ihren Verlauf, näher zu beleuchten, bzw. aufzuklären, noch stellt man wirklich mal Vergleiche an, zu anderen Krisen, und zeigt auf, wie diese gelöst wurden. Das ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern zeigt auch, dass in den Redaktionen keinerlei Interesse daran besteht, mal mit alten Dogmen aufzuräumen.
Von neuem ökonomischen Denken, was die Krisen eigentlich befeuern sollte, sind es Bollwerke der Standardtheorien, die uns viel von dem eingebrockt haben.

Lieber werden Urängste ohne einen rationalen Hintergrund befeuert.
"Inflation"
Kommt ihr euch nicht selber dämlich vor, wenn ihr bei einer mehr als wahrscheinlichen Deflation, die in Folge des Wirtschaftseinbruchs, dank der Austeritätsmassnahmen, vor einer bevorstehenden Inflation warnt?
Hinterfragt ihr nicht mehr, was ihr schreibt? Habt ihr euer rationales, kritisches Denken verlernt?

Da wird von einer Staatsschuldenkrise geredet und dabei ausgeblendet, dass es die Banken waren, die im Zuge einer Immobilienblase ins Trudeln kamen und gerettet werden mussten. Da wird ausgeblendet, dass es politische Fehlentscheidungen von Merkel und Steinbrück waren, die anstelle einer damals schon denkbaren europäischen Lösung, eine Nationalstaatliche vorzogen. Dass dabei dann Länder wie Griechenland, Irland die ersten Opfer waren, die sich an ihren Banken verhoben hatten, wie nun auch Spanien. Interessanterweise liest man auch nichts mehr vom damaligen Eurohoch, sondern nur noch einem schwachen Euro.

Gehen wir mal in der ganzen Sache kurz zurück:
Wir schreiben das Jahr 2002, Greenspann hatte da mit seiner alt bewährten Niedrigszinspolitik und im Zuge einer ökonomischen Idee, den Grundstein für eine Immobilienblase gelegt. Wie entstand die? Man hat damals Kredite gestückelt, sie dann zu Anlageprodukten umgebaut und dann an Investoren, zu Bonitätsnote AAA (friendy sponsort bei den Big 3) auf dem Finanzmarkt, verkauft. Das ganze Konstrukt konnte nur funktionieren, wenn die Zinsen niedrig waren, dafür sorgte ja Greenpann und die Nachfrage, damit die Preisen stiegen. Das ging auch eine große Zeit gut. Kritische Stimmen sagten aber, dass das nicht ewig so gehen wird, was auch passiert. Die Nachfrage und der Preis gingen zurück, die Blase platzt. Damit folgte nicht nur eine Nachfrageimpulsion, sondern auch eine globale Rezession.
Ironie am Rande: Noterbänker Trichet schätze damals die Lage falsch ein und erhöhte, als Amerika schon in die Rezession stürzte, wir als Europäer aber noch nicht, die Leitzinsen. Das sorgte zum damaligen Zeitpunkt nicht nur dafür, dass wir mit 1,60 $ zum 1€ ein Allzeithoch hatten (was unsere Exportindustrie sehr traf, und dafür sorgte, dass wir mit fast 6% eine sehr tiefe Rezession hatten), sondern brachte auch die Energie und Rohstoffpreisblasen, die sich im Zuge des globalen Booms gebildet hatten, zum Platzen.  Nun könnten manche fragen, was hat das alles mit der Eurokrise zu tun, und wieso war noch nichts von Lehman zu lesen?
1. ist damals die Krise zu uns geschwappt und zwar realwirtschaftlich.
2. Lehman war nur das promimenteste Opfer im Zuge der Immobilien-/Spekulationsblase.
Richtig ist, dass über den Transmissionsriemen Finanzmärkte, die Risiken der Immobilienblase global verteilt wurden. Da niemand wusste, wo überall die Risiken in Banken und Versicherungen schlummerten, stiegen die Liborsätze, was schlussendlich dazu führte, dass das globale Bankensystem fast komplett zusammenbrach. Niemand konnte mehr sicher sein, dass er nicht auch pleite gehen kann. Danach wurden TARP und andere, wie Sofin, aufgesetzt, um das System zu beruhigen.
Einige europäische Staaten erlitten in Folge der Nationalen Bankenrettung und der globalen Rezession 2008-2009 ff. in Schieflage.
Wie gesagt, gab es Bestrebungen auf europäischer Seite, eine europäische Lösung anzustreben, was Merkel, damals mit dem Blick auf die Wahlen, ablehnte.
Folge: Staaten wie Griechenland, Portugal und Irland mussten von den anderen gerettet werden...

Da man aber die Banken aus dem Fokus nehmen wollte, nannte man das Ganze dann Staatschuldenkrise, oder Griechenlandkrise, bzw. Eurokrise.
Da man das aber so nannte und nun auch mit Griechenland einen Südenbock hatte, ging man die eigentlichen Probleme nicht mehr an.
Lieber wollte man die faulen Griechen bestrafe und zwang ihnen eine Austritätspolitik auf, die so falsch war, dass das Land nun förmlich implodierte.
Hatte es vor der Krise eine Staatsverschuldung zum BIP von 120% (BIP ist Ausgangspunkt, schrumpft BIP, erhöht sich die Schuldenquote in Relation dazu) und war damit schon ziemlich hilflos, stieg die Schuldenquote förmlich durch die Decke, als man deren Wirtschaft über die Austerität schrumpfen ließ.
Ironie am Rande..
120% zum BIP war die Ausgangslage.
120% zum BIP ist sie nach dem "haircut" wohl wieder, der für die nächsten Jahre geplant ist. Interessant oder? 
Wieso konnte die Austerität nie funktionieren?
Weil sie gar nicht soviel sparen konnten, wie die Austerität an Löchern riss.
Es implodierte (und das mein ich wörtlich) deren Wirtschaft. Firmenpleiten in Rekordhöhe (2011 waren es 36.000 Insolvenzen, das bei einem Volk von 10 Mio. Einwohnern, und mal zum Vergleich: 35.000 Insolvenzen gab es in Deutschland 2004 aber bei 80 Mio. Einwohnern!), und damit Massenarbeitslosigkeit, ließen die Sozialausgaben ebenso explodieren. Daher die Brüning-Politik von Merkel, und man ging her, strich die Sozialausgaben zusammen, was zu weiteren Firmenpleiten und mehr Arbeitslosigkeit führte.
Eine Teufelsspirale.

Nun ist aber in Spanien ebenso eine Immobilienblase geplatzt, wie in Griechenland, Irland, USA, GB, und nun auch in den Niederlanden live zu sehen.
Nur Spanien ist um einiges größer und langsam merkt auch Merkel, dass sie viele Fehler gemacht hat.
Bin also gespannt wie es weiter geht.
Bzw. die Reaktion der EZB, Stichwort Bazooka, kennen wir nun.
Nun also das BvfG ..

Mögen wir in interessanten Zeiten leben..


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