Dienstag, 25. September 2012

Von 2008 zu 2012 - Wo stehen wir in der Eurozone?

Schon 2008, als die Bankenkrise über die Welt rollte, gab es schon Ideen, wie man die EU Krisenfester machen konnte. Daher werfe ich mal einen Blick zurück, und dann in die Gegenwart.

Bankenunion/Bankenrettungsfond

Wer weiß eigentlich noch, dass es vor der Soffin
http://www.fmsa.de/de/fmsa/hintergrund/index.html
eine Idee zu einer europäischen Lösung gab, einen europäischen Bankenrettungsfond? Dies wurde schnell verworfen, und die Nationalstaatliche Lösung, wie unsere Soffin, aufgelegt.
Übrigens Soffin ist ein Netz von europäischen Bankenrettungsfonds, deren Grundlage hier http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/08/1495&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en und hier http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/08/1901&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en
zu lesen ist. Damals gab es auch Planspiele, für eine Europäische Bankenunion, damals eine Zentrale Aufsicht. Dies scheiterte mal wieder am Widerstand der Nationalstaaten. Das nun die Idee der Bankenunion wieder kommt, und auch die EZB die Aufsicht über die europäischen Banken bekommen soll, ist eine der vielen geschichtlichen Ironie in der ganzen Krise.

Weiß eigentlich einer noch, was Merkel am 15. Oktober 2008 als Regierungserklärung sagte?
Regierungserklärung zum Bankenrettungspaket
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/rettungspaket134.html
Damals wurde die Soffin erschaffen, genauer am 17. Oktober, als Köhler damals das Gesetz unterschrieb.

weitere Links
"EU-Leitfaden für staatliche Bankenrettung"
http://www.euractiv.de/finanzen-und-wachstum/artikel/eu-leitfaden-fr-staatliche-bankenrettung-001869

"Bad-Bank-Gesetz verabschiedet"
http://www.euractiv.de/finanzen-und-wachstum/artikel/bad-bank-gesetz-verabschiedet-001781

Eurobonds
Eurobonds waren auch immer ein Thema.
Schon 2009 gab es die Pläne.
Hätte man die damals schon eingeführt, wäre uns das ganze mit Griechenland, und den PIGS nie wirklich eskaltiert. Den einer der Grundprobleme sind die verschiedenen Anleihen in der Eurozone. Nur dadurch kann man die Eurozone überhaupt so angreifen. 
Hier mal :
Eurobonds – Concepts and Implications
http://sylvie-goulard.eu/eurobonds/Eurobonds-concepts-and-implications.pdf
und
Fast 3 Stunden Debatte der ALDE, also der europäischen Liberalen zum Thema Eurobonds.

Von EMF zu EMS

Die Idee eines europäischen Währungsfond gibt es schon lange.
Und 2010 krachte es zwischen Wolfgang Schäuble und Merkel ziemlich, da er eine europäische Lösung wollte, Merkel aber den IWF ins Boot holte, was heute als Troika durch die Gegend zieht, und immer mal wieder Berichte über die Griechen und PIIGS lanciert. ..

"Euro-Fonds-Pläne entzweien Merkel und Schäuble"

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ewf-krach-euro-fonds-plaene-entzweien-merkel-und-schaeuble/3389084.html

"Was hinter der EU-Wunderwaffe steckt"

http://www.handelsblatt.com/politik/international/europaeischer-waehrungsfonds-was-hinter-der-eu-wunderwaffe-steckt/3385386.html 

"Europäischer Währungsfonds als Alternative zum IWF"
http://www.euractiv.de/finanzen-und-wachstum/artikel/europaischer-wahrungsfonds-als-alternative-zum-iwf-002809

Betrachtet man das ganze mal Rational, dann ist das ganze Wirrwarr um EFSM, EFSF und ESM eigentlich nur Vorläufer einer EMF. Warum man dann nicht gleich den Schritt machte, als es auf der Agenda stand, ist immernoch ein Rätsel..
"Was sind EFSM, EFSF und ESM?"
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2011/10/2011-10-24-esm-efsm-efsf.html


Fazit:
Wenn man sich mal sachlich die Debatten ansieht, die es nun seit 2008 gibt, und das mit dem Jahre 2012 vergleicht, dann sind wir bei 70% der damaligen Pläne angekommen.
Bankenunion und Europäische Bankenaufsicht sind gerade in der Planung.
EMF ist mit dem ESM und einer Hebelung dann auch realisiert.
Eurobonds, um Spekualtionsattacken zu verhinden, und Europa zu einem der Liquidesten Anleihemärkte zu machen, steht aber noch aus.
Dürfte aber in der jetzigen Abschwungsphase, bzw spätestens nach der Bundestagswahl auch vor der Realisierung stehen.
Witzig ist nur, das man anstelle des großen Wurfes mini tippelschritte vorzog, und die Krise im Endeffekt über Jahre streckte.
In Krisen gibt es nie ein richtig und falsch.
Nehmen wir mal die Bsp Island und Lettland
Die herangehensweise war Diametral anders.
Lettland verabreichte sich die Roßkur ala Troika, und das mit einer Schnelligkeit und Rabiatheit sondergleichen.
Island dagegen tat das komplette Gegenteil.  Banken gingen über die Wooper, und lenkte Geld in die Sozialsysteme.
2008 "Island unter Schock – das Leben nach "Kreppa""
http://www.welt.de/wirtschaft/article2641014/Island-unter-Schock-das-Leben-nach-Kreppa.html
2012 "Europa sollte sich Island als Vorbild nehmen"
http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:euro-krise-europa-sollte-sich-island-als-vorbild-nehmen/70079806.html
Beide ansätze waren aber schnell und effizient.
Daher konnte man nicht groß gegen spekulieren, und mit der Krise Kapital schlagen.
Und beide hatten natürlich den Vorteil einer eignen Währung. Ist halt nur die Frage, was dabei entscheidener war? Psychologisch betrachtet, würde ich natürlich das erste als das Kernelement bezeichen. Da sich auf die Art kaum eine Unsicherheit, und damit solche Marktturbulenzen entstehen, wie wir sie seit Jahren haben. Die Marktturbulenzen verunsichern die Politiker, die wiederum dann entsprechend erunsichert reagieren. So entsteht eine Verunsicherungspirale, und macht die Krisenbekämpfung ungemein Schwer, und vorallem Schweine teuer...
Aber das müßte man mal wissenschaftlich Unteruschen.

PS:
Wenn ihr mal eine herrliche Chronologie der Krise lesen wollte:
"Chronologie: Aus der US-Krise wird eine weltweite Krise"
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/chronologiefinanzmarktkrise102.html
Monat für Monat und jahr für Jahr sind dort die wichtigstens Ereignise aufgeführt.
Herrlich auch, wenn man mal die Geschehnise reflektieren will, und das dann mit der Ist vergleicht.

2 Kommentare:

  1. Man doktort eben schön homöopathisch herum, das haben Sie gut herausgearbeitet. Warum? Ich glaube es liegt nicht nur die Schuld bei den Politikern, denn unsere Politiker verhalten sich rational, indem sie die Bedürfnisse unserer Bürger erfüllen. Wahrscheinlich nicht langfristig sinnvoll. Aber das wiederum entspricht den "Bedürfnissen" der Bürger ("verzerrte zeitliche Präferenzen ...) Was war denn die Ursache? Banken hatten sich verspekuliert. Investiert ein normales Wirtschaftsunternehmen "falsch" verschwindet es vom Markt. Das ist bei Banken natürlich problematisch, denn sie sind von zentraler Bedeutung für Geldversorgung aber auch für das "Sparen der Normalanleger". Wenn man hier radikal ansetzt, einzelne Marktteilnehmer verschwinden lässt und/oder Trennbanken einführt, schwindet dann nicht das Vertrauen von uns Bürgern in dieses System, wo alles vertraut und berechenbar sein soll? Dann sind wir aber schon fast auf philosophischer und/oder psychologischer Ebene. Wirtschaft ist halt Psychologie, und das kann sich auch mal so äußern, wie jetzt.

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  2. Das mit den Tippelschritten mag auf der einen Seite, der des Poitikers, vielleicht rational sein, aus Sicht des Steuerzahlers ist das aber eine Katastrophe. Hätte man 2008 die europäische, anstelle der nationalstaatlichen Lösungen genommen, dann hätte es eine europäische TARP Varainte gegeben.
    1. Vorteil: es hätte sich nie dazu entwickelt, dass aus der Finanz- eine Staatsschuldenkrise wurde. Den die PIGGS, inkl Griechenland haben sich an ihren Banken verhoben.
    2. Wäre dieser Fond um ein vielesfaches günstiger gewesen, weil die Lasten gleichmößig verteilt worden wären. Ich erinnere mich, dass man damals von 700 Mrd € sprach. Allein die Soffin aber hatte nachher ein Volumen von 480 Mrd €.
    Ich bin zwar realist, und kann mir daher denken, dass auch dieser Fond aufgestockt geworden wäre, aber nicht so schlimm, wie jetzt.
    3. Man hätte dem ganzen Rechnung getragen, dass der europäische Finanzsektor schon so zusammen gewachsen ist, dass es eine europäischen Finanzaufsicht bedarf.

    Hätte man das ganze mit Eurobonds flankiert, wäre auch nicht der Angriff möglich gewesen. Denn in dem S6P und co, die Bonität der PIIGS Staaten senkten, wurden die Einlagen der Banken, die ja vornehmlich Staatsanleihen halten, immer wertloser, und hatten damit Refinanzierungsschwierigkeiten.
    Außerdem ist es schon eine Ironie, dass ausgerechnet die Partein in Deutschland, die eine Kapitalgeddeckte Rente wollen, gerade alles dafür tun, dass die eigentlich Wertlos ist.
    1. heißt idr Kapitaldeckung nicht anderes, als das Firmen (Banken/Versicherung und Fonds) ihr Geld in Staatsanleihen und ähnliches investieren.
    2. Muss ein Staat sich verschulden,bzw Anleihen emitieren, damit die partein überhaupt was kaufen können.
    3. Hat die Politik auf die Art erst selbst entschieden, und den Retingagenturen die Macht gegeben, dass sie so schalten und walten können.

    Also selbst wenn man davon ausgeht, dass die Tippelschritte ihre Berechtigung haben, und man kann das Argument des Gewöhnungseffekts ins Spiel bringen, haben doch diese homöopathisch Schritte, und das Lancieren, Dementieren, und dann doch umsetzen, nicht nur die Krise verschärft,sondern zum Großteil erst möglich gemacht...
    Ich sehe zwar das Spannungsfeld, dem sich Politiker ausgesetzt sehen,aber eben auch die andere Seite..

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