Montag, 5. November 2012

Was bestimmt das Handeln? - Präferenztheorie und Erlebnisübernahme

Dies wird mal wieder ein mehrteiler werden müssen, denn die Frage:
"Was bestimmt das Handeln?"
doch sehr komplex und vielschichtig ist.
Daher gehe ich heute nur den beiden Punkten Präfenztheorie oder auch die persönliche Präferenz und auf die Erlebnisübernahme ein.

Catherine Hakims 

http://de.wikipedia.org/wiki/Catherine_Hakim 

ist eine brithische Soziologin, die anstelle der üblichen Diskriminierungstheorie einen Alternativansatz bot, um die Unterschiede bei Männern und Frauen zu erklären. Dafür schuff sie die Präferenztheorie

"Präferenztheorie: Was Frauen wollen" 

http://ef-magazin.de/2012/08/16/3646-catherine-hakims-praeferenztheorie-was-frauen-wollen 

Ich zitiere daher wichtige Passagen aus dem Artikel:

 

Wahlfreiheit und verschiedene Lebensstile
Frauen sind nach Catherine Hakim die Gewinner der Moderne. Mit der Gleichstellung vor dem Gesetz, der Entwicklung der  modernen Verhütungsmethoden, dem Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, mit der Entstehung eines Arbeitsmarktes für Teilzeit- und Nebenerwerbstätigkeiten sind für Frauen vorher nicht gekannte Wahlmöglichkeiten entstanden. Sie können zwischen verschiedenen Lebensstilen wählen. Sie können zwischen verschiedenen Formen von Familie und Partnerschaft wählen, sie können ihre Berufswahl selbst bestimmen und sie können sich entscheiden, wie intensiv sie sich in ihren Beruf einbringen wollen. Sie können unterschiedliche Kombinationen des Verhältnisses von Familie und Beruf wählen.

Die soziale Wirklichkeit, die uns heute in den Statistiken entgegentritt, sei daher nicht so sehr die Folge von Diskriminierung als davon, dass Frauen heterogene Präferenzen besitzen und in der Regel durch ihr aktives Handeln sehr gut in der Lage sind, diese Präferenzen auch zu verwirklichen. Dies folgt aber der realistischen Maßgabe, dass alle Menschen – Männer und Frauen -  bei knappen Ressourcen und Zeit Prioritäten setzen müssen.

Drei Gruppen von Frauen
Anhand dieser Prioritätensetzung unterscheidet Hakim drei Gruppen von Frauen. Frauen, die ihre Prioritäten auf Familie und Haushalt legen, Frauen, die ihre Prioritäten auf den Beruf legen und Frauen, die beides zu kombinieren suchen.

Für die auf Familie konzentrierten Frauen liegen die Prioritäten auf der Familiengründung und Kindern. Sie bevorzugen es, keinem Beruf außerhalb der Familie nachzugehen, sehen Bildung im Wesentlichen als kulturelles Kapital und folgen Werten von Fürsorglichkeit, Gemeinschaftlichkeit und sozialem Zusammenhalt.

Aus der Gruppe der Frauen, die ihre Priorität auf den Beruf legen, kommen im Wesentlichen die Frauen, die die öffentliche Arena suchen durch Aktivität in Politik, Kunst, Sport und so weiter. Sie investieren in ihre Qualifizierung, um im Wettbewerb gut aufgestellt zu sein. Wegen der Dominanz dieser Gruppe in der Öffentlichkeit gehen Politik und Medien fälschlicherweise von der voll berufstätigen Frau als Standardmodell aus.
Die dritte Gruppe von Frauen möchte arbeiten, aber nicht alle Energie in die Arbeit investieren. Es sind vor allem diese Frauen, die eine Teilzeitbeschäftigung suchen. Sie wollen mit der Familiengründung nicht vollständig aus dem Arbeitsmarkt aussteigen, aber auch nicht in Vollzeit von der Arbeit in Anspruch genommen sein.

Diese Gruppe ist mit 60 Prozent die größte Gruppe, die anderen zwei Gruppen machen jeweils etwa 20 Prozent der Frauen aus. Hakim kritisiert, dass die Familienpolitik davon ausgeht, alle Frauen seien karriereorientiert, was aber nur auf eine Minderheit zutrifft. 80 Prozent suchen ihr Glück hingegen in einem anderen Lebensstil.

Dies sind erstmal die Basics der Theorie:
Interessant ist, dass sie sich nur auf Frauen konzentriert hat.
Das es bei Männern ähnlich ist, zeigt eine Studie, die in dem Wiki-Artikel zu finden war, der sich mit der Präferenztheorie auseinander setzt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ferenztheorie_%28Hakim%29
Daher gab es nicht umsonst dann auch die Studie
"Die Präferenzen der Männer - Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit?"
http://www.familienheute.de/attachments/130_Pr%C3%A4ferenzen%20bei%20M%C3%A4nnern.pdf

Ein weiterer Kritikpunkt der zurecht aufkam, war die Ursache und Wirkung.
Wer diesen Blog schon länger verfolgt, weiß ja, dass ich schon einige Artikel brachte, die Aufzeigten, das unser handeln von vielen Faktoren subtil beeinflusst werden kann.  Sei es nun, dass wir im Zweifel auf eine Defaultvariante ausweichen, wenn wir uns nicht entscheiden können.
 "Homo Soziales - Über Konkurenzangst, In-Goup/Out-Group und Status Quo"
http://malkurznachgedacht.blogspot.de/2012/10/homo-soziales-uber-konkurenzangst-in.html
bzw das sich aus dem beharren auf dem StatusQuo interessante Aspekte ergeben.
"Psychologie Status Quo - Liberalisierung eine Generationen Frage?"
http://malkurznachgedacht.blogspot.de/2012/10/psychologie-status-quo-liberalisierung.html

Ein interessanter Aspekt ist aber auch die Erlebnisübernahme. Man könnte es auch ein emotionales Framing nennen, was unbewusst durch den Konsum von Literatur, Filmen, aber auch Nachrichten passiert.
Das Literatur einen Einfluss hat wissen wir alle. Das es aber auch unser Handeln bestimmt nur wenige.
In Psychologie heute war im Mai eine Studie Thema, die von Experience-Taking (Erlebnisübernahme) berichtete.
"Lesen heißt Verschmelzen"
http://www.psychologie-heute.de/news/gesundheit-psyche/detailansicht/news/lesen_heisst_verschmelzen/

Ich zitiere daraus auch ein paar Passagen.

Zum Beispiel gaben die Versuchsleiter 82 erst seit kurzem wahlberechtigten Studienanfängern verschiedene Varianten einer Kurzgeschichte zu lesen, die just von den Erlebnissen eines studentischen Erstwählers am Morgen der Stimmabgabe handelte. Hindernisse pflasterten dessen Weg zum Wahllokal: Es regnete in Strömen, dann wollte das Auto nicht anspringen, und als der Protagonist schließlich nach vielen Widrigkeiten an seinem Zielort angekommen war, erwartete ihn dort eine entmutigend lange Schlange vor der Wahlkabine. Doch der jugendliche Wahlheld ließ sich nicht entmutigen und hielt durch, bis er am Ende – erschöpft, aber befriedigt – seiner staatsbürgerlichen Pflicht nachgekommen war.

Aber hatten die Leser auch gründlich mit ihrem Helden mitgefiebert und mitgelitten? Das Ausmaß ihrer „Erlebnisübernahme“ erfassten die beiden Forscher mit einem eigens entwickelten Fragebogen. Er bestand aus Aussagen wie „Ich bemerkte, wie ich zu fühlen begann, was die Figur in der Geschichte fühlte“ oder „Ich hatte den Eindruck, als sei ich in den Kopf des Protagonisten gestiegen“. Wie sich herausstellte, fiel den Teilnehmern das Eintauchen in die Innenwelt des Helden dann besonders leicht, wenn dieser laut Erzählung an derselben Universität eingeschrieben war wie sie selbst und wenn die Geschichte in Ich-Form statt in der dritten Person abgefasst war.

Und dieser Grad der Erlebnisübernahme hatte eine verblüffend deutliche Auswirkung auf das reale Handeln der Versuchsteilnehmer. Denn: Nicht ganz zufällig fand einige Tage nach dem Versuch die amerikanische Präsidentschaftswahl statt, die Barack Obama seine erste Amtszeit bescheren sollte. Nach dem Stichtag nahmen die Forscher erneut Kontakt zu ihren Versuchsteilnehmern auf und fragten sie, ob sie zur Wahl gegangen waren. Das Ergebnis: 65 Prozent jener Studenten, die sich mit dem Romanhelden stark identifiziert hatten (Geschichte in Ich-Form, Protagonist von der heimischen Uni), hatten gewählt – hingegen nur 29 Prozent von jenen, die den fiktiven Wahlabenteurer eher distanziert begleitet hatten (Geschichte in Er-Form, andere Uni). Was eine simple Kurzgeschichte doch ausmachen kann!
Das ist doch Interessant, oder?
Stellt sich die Frage wie beeinflusst unsere Präferenz für bestimmte Literatur, zum Beispiel bei Frauen mehrheitlich Romantik und Liebesromane (Betonung mehrheitliche. Das heißt nicht, dass alle Frauen nur Liebesromane lesen!)
"Ferienzeit ist Lesezeit: Liebesromane im Reisekoffer"
http://www.aachener-nachrichten.de/artikel/2585150
nun unsere persönlichen Präferenz?
Oder bestimmen unsere persönlichen Präferenzen das was wir lesen?

Das sich unsere Einstellung ändern läßt, zeige ich euch übrigens nun auf.
In dem Artikel mit lesen heißt verschmelzen
 wurden noch andere Versuche gemacht.

Selbst grundlegende Einstellungen eines Menschen wie etwa seine innere Haltung zur Homosexualität können durch die Erlebnisübernahme einer fiktiven Figur beeinflusst werden, wie Kaufman und Libby in einem weiteren Experiment demonstrierten. 70 männliche, heterosexuelle Studenten lasen wiederum eine Geschichte über einen Tag im Leben eines erfundenen Kommilitonen. Die Erzählung gab es in drei Versionen: Mal war der Protagonist ein Hetero wie der Teilnehmer selbst, mal wurde gleich zu Beginn verraten, dass er homosexuell war, und mal stellte sich Letzteres erst gen Ende der Erzählung heraus.
 Der anschließende Fragebogen offenbarte, dass die Leser eine gewisse Distanz zu der schwulen Hauptfigur hielten, wenn dessen sexuelle Orientierung von der ersten Seite an klar war. Wurde dies hingegen erst am Ende der Geschichte offenbart, so tauchten die Hetero-Leser ebenso tief in die Erlebniswelt ihres Homo-Protagonisten ein, wie in jener Version, in der die Figur heterosexuell war. Offenbar hatten sie sich im Laufe der Geschichte so stark in ihn hineinversetzt, dass auch die finale Pointe die Distanz nicht mehr vergrößern konnte.
 Und wiederum hatte diese Einfühlung messbare Effekte im realen Leben: Jene Studenten, die stark in die Erlebniswelt des Homo-Helden eingetaucht waren, hatten anschließend eine wohlwollendere Einstellung zur Homosexualität und verfielen weniger in Stereotype. Zum Beispiel waren sie weniger als andere Studenten der Auffassung, dass Schwule grundsätzlich tuntig und affektiert daherkommen. Einen vergleichbaren Effekt beobachteten die Forscher in einem weiteren Experiment, in dem die schwule Romanfigur durch einen schwarzen Protagonisten ersetzt worden war.

Aber es gibt auch andere Dinge, die uns beeinflussen.
In Psychologienews war folgender Artikel zu lesen.
"Attraktive Frauen sind angepasster"
http://www.psychologienews.de/?p=3150
Und auf Scinexx folgender Artikel
"Geschlechter reagieren unterschiedlich auf Medienberichte über Mord und Totschlag"
http://scinexx.de/wissen-aktuell-15214-2012-10-11.html

All diese, und wohl noch viel mehr äußere Einflüsse bestimmen unser Leben und Handeln. Aber dazu mehr in einem weiteren Artikel.
Vielleicht regt er ja auch zum Nachdenken an.

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