Freitag, 1. Februar 2013

Warum der Markt regeln braucht 1 - Bsp Contergan

Es wird immer wieder gesagt, dass Bürokratie und Regeln schlecht für den Markt sind. Um dem mal zu zeichen entgegen zu setzen, dass das so in seiner pauschalen Art nicht geht, werde ich mal an hand von Beispielen aufzeigen.

Contergan ist für die Arzneimittelforschung einer der Schrittmacher gewesen.
Was heute noch ein Skandal ist/war, hatte auch eine positive Wirkung.
Aber der Reihe noch...

http://de.wikipedia.org/wiki/Contergan-Skandal

Auszug:
Das millionenfach verkaufte Beruhigungsmedikament Contergan, das den Wirkstoff Thalidomid enthielt, konnte bei der Einnahme in der frühen Schwangerschaft Schädigungen in der Wachstumsentwicklung der Föten hervorrufen. Contergan half unter anderem auch gegen die typische morgendliche Schwangerschaftsübelkeit in der frühen Schwangerschaftsphase und galt im Hinblick auf Nebenwirkungen als besonders sicher. Bis Ende der 1950er Jahre wurde es gezielt als rezeptfreies Beruhigungs- und Schlafmittel für Schwangere empfohlen. Es wurde vom 1. Oktober 1957 bis zum 27. November 1961 vertrieben und wurde aufgrund von möglichen Nebenwirkungen auf das Nervensystem ab dem 1. August 1961 rezeptpflichtig. In der Folge kam es zu einer Häufung von schweren Fehlbildungen (Dysmelien) oder gar dem Fehlen (Aplasien) von Gliedmaßen und Organen bei Neugeborenen. Dabei kamen weltweit etwa 5.000–10.000 geschädigte Kinder auf die Welt. Zudem kam es zu einer unbekannten Zahl von Totgeburten. Mitte 2012 gab der Bundesverband Contergangeschädigter auf seiner Internetseite an, dass in Deutschland noch ca. 2.400 Contergan-Geschädigte leben.[2]
1958 wurden Fehlbildungen bei Neugeborenen erstmals im Bundestag diskutiert. Damals wurde ein möglicher Zusammenhang mit Kernwaffentests vermutet. Die Häufung wurde jedoch zunächst aufgrund der in Westdeutschland nach der NS-Vergangenheit gelockerten Meldepflichten, mangelnder Koordination der staatlichen Stellen und der Forschung und weiterer Probleme bei der statistischen Erfassung nicht ernstgenommen. Erst Ende 1961 wurde der Zusammenhang zwischen Contergan und den Fehlbildungen erkannt und das Medikament vom Hersteller, der Grünenthal GmbH in Stolberg vom Markt genommen. Westdeutschland richtete 1961 ein Gesundheitsministerium auf Bundesebene ein. Der Skandal hatte weltweite Auswirkungen auf den Umgang mit Arzneimittelzulassungen. Er wurde mehrmals verfilmt und zur Grundlage verschiedener Bücher, Romane und Studien.

Nach dem damals gängigen Standardverfahren, war das Pärparat sicher und hatte keinerlei Nebenwirkungen aufgezeigt. Daher war es auch nicht Rezeptpflichtig und wurde millionenfach verkauft. Erst neue Test bzw die Forschung zeigte die Nebenwirkung für das Kind.

Erste Test:

Am 31. Dezember 1960 wurde erstmals die Ärztin Leslie Florence auf die fruchtschädigende Wirkung von Thalidomid aufmerksam, woraufhin der Direktor der Kölner Universitätsnervenklinik Werner Scheid 1961 die Rezeptpflicht forderte. Zunächst bestritt die Firma Grünenthal die Zusammenhänge zwischen Contergan und den Erkrankungen, beantragte jedoch am 26. Mai 1961 die Rezeptpflicht, die am 1. August 1961 wirksam wurde.
Erstmals berichtete auch die Presse über Contergan: In zwei Artikeln informierte Der Spiegel am 16. August 1961 unter dem Titel „Zuckerplätzchen forte“ über die Nervenschäden.[5] Dies führte zu einem drastischen Umsatzeinbruch. Seit 1959 wurde in der Bundesrepublik eine weitere Zunahme von Missbildungen bei Neugeborenen beobachtet. In der ersten Fachpublikation berichtete der Arzt Hans-Rudolf Wiedemann im September 1961,[6] dass in der Städtischen Kinderklinik Krefeld in den vorausgegangenen zehn Monaten 13 Fälle von Gliedmaßenfehlbildungen beobachtet worden waren.[3] Da er aber die Ursache nicht ausmachen konnte, nahm er an, dass dies an einem neu eingeführten „toxischen Faktor“ liege, den man noch nicht kenne. Die Öffentlichkeit spekulierte weiter über eine mögliche Schädigung durch Kernwaffentests, was die Aufklärung verzögerte.[4]

1961 entdeckten schließlich der Hamburger Arzt Widukind Lenz und der australische Gynäkologe William Griffith McBride[7] unabhängig voneinander den Zusammenhang zwischen Contergan und den Missbildungen. Nach einem Zeitungsartikel in der Welt am Sonntag vom 26. November 1961[8] zog Grünenthal schließlich am darauffolgenden Tag Contergan aus dem Handel. Das Unternehmen war bereits am 15. November telefonisch von Lenz in Kenntnis gesetzt worden, hatte aber noch am 24. November abgelehnt, das Medikament vom Markt zu nehmen und für den Fall eines Verbotes mit Regressansprüchen gedroht.[3]

In Folge dessen wurden die neuen Test dann Standardverfahren. Von daher lernte man aus den Erfahrungen mit Contergan, und machte die Medikamente sicherer.
Alles was wir in der Medizinischen Forschung sagen können, dass die Präparate nach heutigen Stand der Forschung sicher sind. Was aber nicht ausschließt, dass neue Test dann ergeben können, dass sie uns noch unbekannte Nebenwirkungen und Folgeschäden haben können!

Nun.. würde ein pharmazeutisches Unternehmen sagen, dass ich mir den Bürokratischen Aufwand nicht leisten will, in dem Fall, die Zulassungsverfahren, die der Staat, also wir als Gesellschaft ihm auferlegen, um sichere Medikamente zu haben, würde man ihn doch auslachen, bzw nicht ernst nehmen, oder?
Wieso nehmen wir dann Unternehmer ernst, die Pauschal sagen:
"Wir wollen den bürokratischen Aufwand nicht!!"?

Den zuerst sollten sie doch mal die Aussagen, welche Vorschriften, und Regeln sie nicht wollen beantworten. Und dann können wir als Gesellschaft/Staat/Menschheit sagen, ob wir diese Regeln behalten, oder eben abschaffen wollen!
In welcher Gesellschaft wollen wir leben?
Welche Spielregeln sollen für die Marktteilnehmer gelten?
Welche Sozialstandards sollen gelten?
Das sind die Fragen, um die es geht...
Wir sind Teil des Marktes, wir als handelnde Individuen.
Unser Verhalten, beeinflusst, millionenfach den Markt.
Der Markt ist das Ergebnis von Millarden Individuen unserer Spezies an einem Tag, oder einer bestimmten Uhrzeit. Zum Markt gehört auch, unsere Träume, Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnung. Wir als Menschheit, sind der Markt!
Wir sind der Markt/Staat/Unternehmer/Arbeitnehmer..
Wir stellen die Regeln auf, und halten bzw Ignorieren diese Regeln.
Dessen müssen wir uns aber erst Bewusstsein.








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