Hinweis: Gastbeitrag von queue, der sich immer noch keinen eigenen Blog leistet
geleakte Mail an die Landesgeschäftsstelle der Piraten SH:
Moin,
zu meinem
aufrichtigem Bedauern trete ich hiermit aus der Piratenpartei
Deutschland und dem Landesverband Schleswig-Holstein aus.
– Begründung (to
whom it may concern, ohne Nachtreten) –
Die Piratenpartei
trat mit dem Versprechen an, ein neues politisches Betriebssystem zu
schaffen und inner- wie außerparteilich transparente,
nachvollziehbare Entscheidungswege mit breiten
Beteiligungsmöglichkeiten durchzusetzen. Nach anfänglichen Erfolgen
(der Formulierung eines Grundsatzprogramms, hinter dem ich weiterhin
stehe und der Bildung von 4 Landtagsfraktionen, die weiterhin gute
Arbeit leisten) sehe ich seit 2012 keine Fortschritte mehr.
Es ist nicht
gelungen, innerparteiliche Entscheidungsstrukturen zu bilden, die das
gute Programm erweitern oder zeitnah verbindliche Positionen zu
tagespolitischen Fragen erarbeiten können.
Es ist nicht
gelungen, Wege zu finden, Parteipositionen der breiten Bevölkerung
zu kommunizieren und zu erklären. Parteimitglieder, die diese Rolle
als Sprecher und Multiplikatoren übernahmen, wurden verbrannt,
beschimpft und von der Partei allein gelassen.
Es ist nicht
gelungen, den bestehenden Fraktionen und Mandatsträgern
unterstützend zuzuarbeiten. Die Partei in ihrem jetzigen Zustand ist
ein Klotz am Bein der Mandatsträger und nimmt ihnen politische
Gestaltungsspielräume, anstatt neue zu schaffen.
Ich glaube nicht
mehr länger daran, dass es besser wird. Es gibt kein „Dieses Jahr
müssen wir uns neu strukturieren, weil …, aber dann nächstes
Jahr!“ mehr, ich kann diese Desaster einfach nicht mehr länger
rechtfertigen. Es ist in den letzten beiden Jahren immer nur noch
schlimmer geworden und ich sehe nicht, wie sich das in den nächsten
zwei, fünf oder auch zehn Jahren ändern sollte.
Die Mandatsträger
werden nach Ablauf ihrer Wahlperiode durch nichts ersetzt werden
können und außerparlamentarisch ist die Partei nicht mehr
kampagnenfähig.
Das Projekt
Piratenpartei als ideologieübergreifende und integrierende
politische Kraft, die die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nutzt,
ist in meinen Augen gescheitert und hat seinen Nutzen verloren.
Daraus ziehe ich meine Konsequenz.
Das große Ziel
einer Gesellschaft, die die sich verändernden Lebensrealitäten der
in ihr lebenden Menschen und die Folgen des technischen Fortschritts
anerkennt und positive Potentiale freisetzt, statt sich jeder
Veränderung augenschließend zu verweigern, unterstütze ich
weiterhin mit meinen Kräften und Möglichkeiten.
– /Begründung –
Bitte bestätigt mir
meinen Austritt oder meldet euch, wenn ihr irgendwas auf totem Baum
etc. braucht.
Abschließend möchte
ich mich bei allen Menschen bedanken, die ihr Engagement, ihre
politische Begeisterungsfähigkeit, ihre Arbeitskraft (und teilweise
auch Gesundheit), ihre Zeit und ihre finanziellen Mittel aufgewendet
haben, um diese Chance zu ermöglichen (und die jetzt noch solche
Mails lesen und bearbeiten müssen). Es ist schade, dass es so enden
muss, aber ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben.
Ihr wart toll, ich liebe euch! <3
So long and thanks
for all the fish,
(ehemaliges Mitglied
11357, eingetreten Juni 2009)